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Solitäre (50er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Bereits drei Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden die Tschechoslowakei und ihre Kultur einem weiteren totalitären System unterworfen, diesmal angezettelt und geführt von der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Diese setzte im Bereich der Kunst den Sozialistischen Realismus durch, der gewaltsam von der Sowjetunion in alle Länder des sog. Ostblocks implantiert wurde. Die künstlerische Sphäre zerbrach in dieser Zeit in zwei Teile. Vereinfacht in die offizielle Kunst und die unerwünschte, die am Rande des Interesses der fachlichen Öffentlichkeit in den Ateliers von unfügsamen Künstlern entstand. Obwohl die fünfziger Jahre zu einer der tragischsten Zeiten in der tschechischen Gesellschaft und in der bildenden Kultur des 20. Jahrhunderts gehörten, war aus der heutigen Sicht die Entwicklung der künstlerischen Formen in dieser Zeit ziemlich breit. Die Vertreter der öffentlichen Kunst erlangen einen großen Erfolg auf der Weltausstellung EXPO ‘58 in Brüssel. Der tschechoslowakische Pavillon wurde mit einem Goldenen Stern ausgezeichnet. Währenddessen erhielten tapfere Einzelgänger im “Untergrund” die Kontinuität mit der europäischen Kultur. Die Kunst der fünfziger Jahre stellen wir hier aber nicht als Konfrontation der offiziellen und inoffiziellen Kunst vor, sondern vermittelnd durch Werke von hervorragenden Solitären, in derem Schaffen sich intensiv die tragische Atmosphäre der düsteren Zeit der politischen Prozesse, Justizmorde, Eigentums Beschlagnahmungen und des erschreckenden Versuches die Gesellschaft zu entgeistlichen.

Zu den individuellsten künstlerischen Solitären dieser Zeit gehört der Maler Ivan Sobotka, dessen Start ins Leben beide Totalitäten kennzeichneten - die faschistische und die kommunistische. Um seine innere Welt, Freiheit und Unabhängigkeit zu bewahren, entschied er sich, nach dem Beenden des Studiums an der Akademie für bildende Künste in Prag, seine künstlerische Arbeit von seiner Arbeit für den Unterhalt zu trennen. Die unterdrückende Atmosphäre der fünfziger Jahre nahm er als angehende Apokalypse wahr. Das spiegelte sich auch in den existenziellen Stoffen seiner Gemälde aus dieser Zeit wieder, wie zum Beispiel Mrtvoly lidí - Menschenleichen aus dem Jahre 1954 oder Blázen II. - Der Irre II. aus dem Jahre 1957. Es ist die Zeit, in der die ersten “Köpfe” entstehen, denen sich der Maler von dieser Zeit an fast ausschließlich widmete.