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Moderne Landschaft (erstes Jahrzehnt bis 40er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Am Umbruch des 19. und 20. Jahrhunderts öffneten sich die tschechischen Künstler den neuen europäischen Tendenzen, wie dem Expressionismus, Kubismus oder der Abstrakten Malerei. Ein grundsätzlicher Impuls waren für sie die Prager Ausstellungen des französischen Bildhauers August Rodin im Jahre 1902 und drei Jahre später des Malers Edvard Munch.

Zum Beispiel Václav Špála, der mit Recht als Klassiker der tschechischen Malerei bezeichnet wird, wandte in seinen landschaftlichen Kompositionen Elemente des Expressionismus und des Fauvismus an. In seinen Werken überwogen kräftige Farben, kennzeichnend war seine Komposition von grün, blau, rot und weiß. Im Falle des Gemäldes Krajina u Červené nad Vltavou - Landschaft an Tscherwena an der Moldau aus dem Jahre 1927, das wir hier betrachten können, erstellte Špála eine ruhige, unkomplizierte landschaftliche Komposition aus einfachen Formen, die es ihm ermöglichten, seinen Sinn für Farbe und Raum zu eröffnen.

Gerade die Landschaft wurde ein wichtiges und häufiges Thema der Avantgarde Künstler in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Die Malerei lehnte sich schrittweise von der Imitation der Realität ab, in die Richtung von Kompositionen, die vom Kubismus, Surrealismus, Expressionismus oder der sozialen Kunst geprägt waren. Zum Beispiel Josef Šíma nutzte seine surrealistischen Erfahrung und wandte das Thema der Landschaft zu den tragenden Werten der Imagination und des Unterbewusstseins. Im Gegensatz dazu projizierte Josef Čapek die Reflexion der sich verschlimmernden sozialen Bedingungen und des politischen Klimas der dreißiger Jahre und die Andeutung der Geschehnisse des zweiten Weltkrieges in die dramatische Landschaftsszene.