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Autonome Welt der Abstraktion (20er - 30er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Im Zusammenhang mit den wissenschaftlichen Entdeckungen und gesellschaftlichen Veränderungen kam es auch in der Kunst zu einer Veränderung der Art, wie man die Wirklichkeit wahrnahm. Die moderne Kunst vom Impressionismus über Expressionismus bis zum Kubismus ging immer aus der Realität aus, die sie aber versuchte in einem neuen Blickwinkel einzufangen. Das Abstrakte Werk hat aber einen anderen Ursprung. Es verbildlicht und vertritt keinen realen Gegenstand oder Situation, aber ist an sich eine neue und originelle Realität. Inhalt sind unaussprechliche und unbeschreibliche innere Gefühle, die der Künstler versucht zugänglich zu machen und zu materialisieren durch visuelle Mittel. In der tschechischen Kunst werden František Kupka uns František Foltýn für die Wegbereiter der Abstraktion gehalten.

František Foltýn ging 1923 nach Paris, wo er durch die allmähliche Reduktion der Realität zur Erkenntnis kam, dass gerade das abstrakte Gemälde eine eigenständige Realität darstellt, aus der wir etwas über uns und die Welt um uns erfahren, selbst wenn wir es nicht in Worte fassen können. Das Bild Atonalita a její prostup - Atonalität und ihr Durchgang, das wir in der Exposition sehen können, trägt alle charakteristischen Züge der damaligen Gemälde von Foltýn: Die Rhythmisierung der Fläche mit Hilfe von eierförmigen Formen vervielfältigt die ziemlich intensive Buntheit, die auf dem Kontrast von warmen und kalten Farben basiert. Das gegenseitige Durchdringen der einzelnen Formen erstellt das Gefühl einer Vibration des Raumes und des Energieflusses.

In diesem Teil der Exposition sind auch die außergewöhnlichen Zeichnungen einer der Gründungspersönlichkeiten der modernen europäischen Abstraktion, des gebürtigen Olmützers Adolf Hölzel, eingegliedert. Die Kollektion erwarb das Museum als Geschenk der Berliner Sammler Heinz und Monika Röthinger.