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Tschechischer Kubismus (erstes Jahrzehnt bis 30er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Der Kubismus war eine der ersten künstlerischen Avantgarden, die einen grundlegenden Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst im ganzen 20. Jahrhundert hatten. Seine Anregungen kann man im Futurismus, Konstruktivismus, im Expressionismus, aber auch in der Abstrakten Kunst vorfinden. Unter dem Einfluss der damaligen Entdeckungen von Albert Einstein zeigte sich in der Kunst die Bemühung die vierte Dimension des Raumes einzufangen, als auch die Erfassung der philosophischen Qualität der Unendlichkeit. Im tschechischen Raum entstanden von Beginn an zwei Meinungsströmungen. Die Erste, die Emil Filla führte, verteidigte den Kubismus in seiner ursprünglichen Picasso-Darstellung. Die Zweite repräsentierten die Brüder Karel und Josef Čapek, die eine freiere Form des Kubismus vertraten, in der sich weitere nicht nur europäische Einflüsse, zum Beispiel der Italienische Futurismus, aber auch die heimischen, in farblicher und dekorativ reicherer Auffassung, durchsetzen konnten.

Ein vorbildliches Beispiel einer analytischen kubistischen Auffassung des abgebildeten Objektes ist das Porträt Žena s vějířem - Frau mit Fächer von Emil Filla aus dem Jahre 1917. Das Bild nimmt den Halbkörper einer Frau aus vielen Seiten auf. Das Gesicht hat nicht nur kristallisch facettierte Teile, sondern wir können ein Auge ganz außerhalb, rechts vom Kopf, vorfinden. Der Oberkörper ist aufgeteilt in Formen von stereometrischen Körpern. Die Blume in Schulterhöhe zersplittert in kleine kubistische Elemente, das Buch in der Hand der Person ist gleichzeitig auf mehreren Seiten geöffnet. Die Sicht des Malers schließt auch die unmittelbare Umgebung der portraitierten Frau mit ein. Die Wände brechen um die Gestalt in vertikalen Planen, einige durchdringen selbst die Gestalt. Trotzdem wirkt der Gesamteindruck nicht zersplittert.