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Postmoderne Einstellungen (80er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Die Zeit des realen Sozialismus, die vom Jahre 1972 bis zum Fall des eisernen Vorhanges im Jahre 1989 dauerte, war in der inoffiziellen Sphäre von weitem nicht nur auf die existenzielle Thematik gerichtet, wie es den Anschein haben könnte. Der Druck des Regimes gegen unkonforme Schöpfer war sehr stark und kulminierte nach dem Veröffentlichen der Protest Initiative Charta 77, die das nichteinhalten der menschlichen Rechte in der Tschechoslowakei kritisierte. Eine Reihe von Dissidenten und weiteren Mitgliedern der kulturellen Opposition landete danach im Gefängnis, nichtsdestotrotz herrschte in den Ateliers ein reger Verkehr. Neben der geometrischen, Aktions- und Konzeptkunst begann sich um das Jahr 1983 eine junge Generation zu formieren, die gerade begann, an den Kunsthochschulen zu studieren. Einige Jahre später proklamierten die jungen Schöpfer an verschiedenen Orten, in unterschiedlichem Maß und in verschiedenen Formationen, die Verwandtschaft mit der Unübersehbaren, aber für sie stark suggestiven Richtung der vielköpfigen europäischen Postmoderne. Es begann eine Zeit von feurigen intergenerativen Diskussionen, gegenseitigen Verurteilungen und auch einer allmählichen Auflösung der Vorurteile. Heute blieb von all dem “nur die Kunst”, die damals alle etablierten Kanons zu Fall bringen wollte, aber heute sind diese Arbeiten in den Galerien und Sammlungen ohne Probleme neben den Werken ehemaliger künstlerischer Feinde.

Als einer der wenigen damaligen Figuralisten versuchte Jan Knap die Tradition mit der Gegenwart zu verbinden, wie es das Gemälde Bez názvu - Ohne Namen aus dem Jahre 1984 treffend belegt. Auf ihm ist das Christkind eingefangen, wie es mit einem Zug spielt. Vielleicht denken wir, das ist eine wirklich gute Idee das Christkind zu malen, wie es auf dem Fußboden im Kinderzimmer spielt, in dem nichts fehlt, was in so einem richtigen Kinderzimmer sein soll: ein Auto, eine Katze, der auf dem Fensterbrett vielleicht zum Trotz ein Fink seine eigene Melodie vorsingt. Wir sind Zeugen einer fast perfekten Behaglichkeit, Ruhe und des Friedens. Aber nur bis zu dem Zeitpunkt, bis unser Blick aus dem offenen Fenster zum Horizont gleitet und unsere Augen auf die drei Kreuze auf dem Hügel fallen. Die Idylle wird sofort zum Drama. Die Katze und das Vögelchen, das Christkind und Golgota - Leben und Tod. Das ist es, was hier eigentlich “gespielt” wird. Die Schöpfung von Jan Knap - obwohl sie schon in den achtziger Jahren im postmodernen Kontext wahrgenommen wurde - setzte sich in der künstlerischen Szene wegen ihrem offensichtlichen religiösen Inhalt viel schwieriger durch, als die Arbeiten seiner Zeitgenossen, heute aber werden seine Gemälde und Zeichnungen sehr geschätzt.