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Neue Figuration, Tschechische Groteske, Existenzielle Figuration (60er - 80er Jahre des 20. Jahrhunderts)

In diesem Teil der Exposition stellen wir Ihnen neben der nicht-figurativen Kunst auch einige ausdrucksstarke Beispiele aus dem breiten Stil der sog. Neuen Figuration vor. Ihre Impulse strömten in die tschechische und slowakische Umgebung vor allem aus Frankreich. Auf den ersten Blick ist aber sichtbar, dass ähnlich wie in den fünfziger Jahren auch diese Variante der internationalen Richtung durch das Leben in dem sozialistischen Staat geprägt ist, der zwar schon etwas offener war, aber der politische Apparat wachte stets darüber, dass sich der Mensch nicht frei bewegen und leben konnte. Ein tschechisches Spezifikum war deshalb, dass viele Künstler auf diese unnormale Situation “des Lebens im Käfig” mit schwarzem Humor reagierten, für den sich die Bezeichnung Tschechische Groteske einlebte.

Nach der Belagerung der Tschechoslowakei durch die Armee des Warschauer Vertrages im Jahre 1968, kam es zu einer zweiten riesigen Exil Welle und im Land begann die Ära des sogenannten Realen Sozialismus, der auch die kulturelle Sphäre intensiv traf. Die Künstler, die nicht ins Ausland gingen, teilten sich erneut auf in offizielle und inoffizielle. Die radikale Form der Kunst, von dem Regime teilweise toleriert in den sechziger Jahren, wurde wieder unterdrückt. Aktuell wurde wieder die Figurale Malerei, deren gespannte inhaltliche und formale Gestalt auch nach Jahren das damalige Regime überführt, bei der tagtäglich propagierten ungeheuren Lüge über das “glückliche Leben im Sozialismus”.

An die groteske Linie unterstützt durch die expressive malerische Äußerung knüpfte im Verlauf der 80er Jahre Michael Rittstein an. Ein dominantes Zeichen seiner Gemälde ist die fantastische Übertreibung, übergroße Details oder intensive und helle Farben. Die geräumigen Leinwände können gleichzeitig auch das weite Vermächtnis an die Tradition der pompösen Barock Freskos nicht leugnen. Im Bild Česání hub - Pflücken der Pilze aus dem Jahre 1987 verlässt der Autor die Stadt Thematik und neigt sich zur Natur. Das Thema des Devastierens der Umwelt wandelt er in ein allegorisches Bildnis um, dem eine aggressive Gestalt einer fliegenden Frau dominiert. Diese mäht mit ihren Händen, verlängert in Fangarme, habgierig ein Feld mit Pilzen, deren giftige Buntheit aus etwas verdorbenem im Untergrund entspringt.