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Aktionskunst, Utopische Visionen, Konzeptuelle Einstellungen (60er - 80er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Das Freilassen der künstlichen Sonde Sputnik 1 in den Kosmos im Jahre 1957 startete eine neue Ära der Menschheit. Dieses weltbewegende Ereignis traf natürlich auch die Kunst. Es wurde zur Herausforderung und Bestätigung der Überzeugung von außergewöhnlichen Kunstgeisten, dass die Kunst die angeeigneten Formen loswerden sollte und Hand in Hand mit den tapfersten wissenschaftlichen Visionen schreiten sollte. Verschiedene utopische architektonische Visionen einer anderen Weltordnung kennen wir schon aus der Vergangenheit, aber nun schien ihre Lösung zum greifen nah. So kann man vereinfacht die Situation charakterisieren, als in der Zeit der harten Unfreiheit, dem Ausbruch der lyrischen und gestischen Malkunst, des Informels und dem Keimen der geometrischen Tendenzen im Jahre 1959 Václav Cígler in absoluter Einsamkeit anfing seine ersten Landschaft bildenden Projektzeichnungen zu erstellen, dessen zwei Werke wir in der Exposition finden. Seine Visionen mündeten in nicht weniger beachtenswerte utopische Projekte von Transformationen ganzer Wohnagglomerationen, in einigen Teilen bis in den Weltraum eingreifend.

Ein weiterer Visionär der Veränderung der sozialen Funktion der Kunst und gleichzeitig Träger neuer scheinbar nicht künstlerischer Formen der Kunst war Milan Knížák. Seit 1963 organisierte er Vorstellungen - Happenings - außerhalb der eingeführten Welt der Kunst, in Prager Straßen oder Höfen. Er wollte so die schöpferische Sensibilität in “gewöhnlichen” Leuten erwecken. Später seit dem Ende der sechziger Jahre, reihte sich zu dieser Art der neuen schöpferischen Kommunikation eine Reihe neuer Autoren.

Die dritte ebenfalls höchst radikale Form von Kunst, die aus dem künstlerischen Aufschwung der sechziger Jahre hervorging, war die Konzeptkunst. Auch die Konzeptualisten verwarfen die traditionellen Formen der Kunst und richteten ihre Aufmerksamkeit zur Demonstration des eigenen schöpferischen Geistes. Für einen Laien-Zuschauer ist aber diese Form von Kunst schwer verständlich, denn sie verlangt beträchtliche Kenntnisse nicht nur der Geschichte und der modernen Kunst, aber zum Beispiel auch der Linguistik und weiterer humanistischer Fächer. Gleichzeitig verlangt sie auch seine intellektuelle Zusammenarbeit. Manchmal bis zu so einem Ausmaß, dass der Zuschauer selbst Teil des Kunstwerkes wird, falls er natürlich die Spielregeln versteht.