12

Neokonstruktive Tendenzen, Systemkunst, Konkretismus, neue Geometrie und persönliche Programme (60er - 80er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Die Entwicklung der geometrischen Kunst war in den 60er Jahren sehr stürmisch und so bunt, dass die Orientierung in ihr auch für Fachleute kompliziert ist. Einige Werke können sogar auf den ersten Blick ähnlich aussehen. Diese Situation entstammt dem gemeinsamen Interesse der Autoren, die die Grundfragen konsequent und fast schon wissenschaftlich untersuchten, wie zum Beispiel die Beziehung zwischen Fläche und Raum oder Licht und Bewegung. Der Geist der Zeit war allem gnädig, was absolut neu war. Und so suchten auch die Geometriker im Anschluss an die Pioniere der geometrischen Abstraktion eine neue Gestalt der Kunst. Ihre Radikalität mündete zum Schluss in vielen bis dahin unerforschten Gestalten der systematischen und konkreten Kunst, die zu nichts verweist und nur das ist, was sie ist. Also eine neue, einzigartige und sonst unvertretbare Wirklichkeit.

Diese ungewöhnliche intellektuelle Richtung mündete am Übergang der siebziger und achtziger Jahre in die Bewegung der sog. Neuen Geometrie. Ihre Wegbereiter “infizierten” die strenge Welt der rationellen und idealen Formen durch früher unzugelassene Elemente, zum Beispiel durch die Nutzung des Ornaments oder von verschiedenen allgemein angeeigneten kulturellen Symbolen oder Piktogrammen.

Ein ausgezeichnetes Beispiel von System-Kunst ist das Triptychon Přičítání - progrese - Zuzählung - Progression aus dem Jahre 1970 von Jan Kubíček. Diese Arbeit ist auf dem Prinzip der Quadrat Teilung in zwei parallelen Plänen aufgebaut, also in der Fläche und gleichzeitig mit Hilfe von Linien, womit das anscheinend nur rationell entstandene Werk, eine unerwartete räumliche Wirkung erhält.