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Geometrische Strukturen, 0p Art, Kinetismus (60er - 70er Jahre des 20. Jahrhunderts)

Strukturelle Abstraktion, charakteristisch durch ihre dunkle Buntheit und das Nutzen von verschiedenartigen Rohmaterialien, begann am Anfang der 60er Jahre in der Tschechischen Umgebung nachzulassen. Zur Zeit ihres untergehenden Ruhmes begann eine neue wichtige Etappe der tschechischen Kunst. An ihrem Anfang stand die freie Formation von persönlich verschieden veranlagten Autoren, die es ablehnten in ihren Werken den Marasmus der Zeit zu vergegenwärtigen. Sie waren überzeugt, dass die Kunst die menschliche Erkenntnis und Wahrnehmung der Welt im Anschluss an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse erweitern soll und dass es außerdem möglich ist, diese zu erreichen durch das neue Beobachten von sog. objektiven und in ihrem Wesen elementaren Formen, wie den Punkt, die Linie, das Dreieck, Quadrat oder den Kreis. Sie schafften deshalb in ihren Werken alles ab, was den Zuschauer zu einer literarischen Deutung verführen konnte und ließen programmmäßig die künstlerische Handschrift weg oder unterdrückten sie. Die neue Gestaltung der Gemälde und Objekte, die aller Verschönerungen entledigt waren, schockierten die Zuschauer umso mehr, weil im tschechischen Umfeld, im Gegensatz zu Polen oder Ungarn, die radikale geometrische Kunst niemals mit größerem Verständnis angenommen wurde. Momentan, mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung, zeigt sich, dass diese auf den ersten Blick sehr schlichten Werke in Wirklichkeit voller aufregender bildender Imagination sind und dass sie im internationalen Kontext viel mehr geschätzt werden als das tschechische Informel, das für das Auslands Publikum schwer verständlich ist, wegen seinem “dunklen Inhalt”.

Zu den Wegbereitern der geometrischen Strukturen gehörte in den tschechischen Ländern Zdeněk Sýkora, dessen Bild Černé čárky - Die schwarzen Striche aus dem Jahre 1963 wir uns ansehen können. Dieses Werk fällt in eine ziemlich kurze, aber für den Autor der wichtige Zeit: die erstellten Elemente platzierte er in ein gewähltes Raster, durch dessen Ausfüllen visuell faszinierende Strukturen entstanden, wie er seine Werke auch nannte. Die finale Gestalt dieser Werke war sehr überraschend und wurde zur Vorstufe in der Entwicklung von Sýkoras Kunst. Im Jahre 1964 begann der Künstler bei dem Erstellen der Strukturen die sog. objektive Methode zu verwenden, zum Beispiel bestimmte er vorher feste Regeln für die Kombination verschiedener Elemente. Die Folge war, dass er als einer der ersten in der Geschichte der Malkunst anfing, einen Computer als Arbeitsgerät zu benutzen, um seine künstlerischen Ziele zu verwirklichen.