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Die Kunst der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts

Die tschechische bildende Szene der neunziger Jahre könnten wir, mit einer bestimmten Übertreibung, als eine ein wenig verwirrte, ein wenig ungebildete, aber als eine ziemlich lustige frische Witwe darstellen, die endlich alle Freuden des freien Lebens nach dem Fall des kommunistischen Regimes auskostet. Die Sorglosigkeit und oftmals auch intellektuelle Naivität oder die erstplänige Art des Denkens kann aber trotzdem nicht die Spuren der Trauer verbergen, dass das vergangene Leben hinter dem eisernen Vorhang schwer verständlich, sogar nicht mitteilbar für die Welt vor ihm war. Die Frustration war evident, das feste Ziel verlor sich in der Flut der neuen Informationen. Die Zeit der gemeinsamen Programme, die für die Kunst des 20. Jahrhunderts so charakteristisch waren, endete definitiv… Und so wandte sich die ältere Generation in ihrer Weisheit zu den Fragen die die Ewigkeit betrafen, die Mittlere war ein wenig desorientiert und die Junge sog alles ein, was nicht nur in Europa, aber auch in Amerika geschah. Trotzdem entstanden in dieser Zeit starke Kunstwerke, für die wir aber nur schwer einen gemeinsamen Nenner finden, falls für sie nicht das berüchtigte Verwirren der Babylonischen Sprachen typisch ist…

Seinen eigenen Weg ging der Ostrauer Künstler Jiří Surůvka, der sich außer der Malkunst, der Computer manipulierten Fotografie und der Grafik, auch den Installationen und dem Performen widmet. Durch seine komplexen Aktivitäten lässt er sich auf die Polemik mit der heutigen Gesellschaft ein, mit ihrem Zynismus und Oberflächlichkeit. Seine Komposition Gilbert & George aus dem Jahre 1999 gehört zu einem breiten und unabgeschlossenen Zyklus von Computer Manipulationen, in denen er durch die Veränderung des Kontextes und durch das Nutzen von vielsagenden Details das angeeignete Bild der dargestellten Akteure zerstört. Er stellt das Künstlerpaar, zweier bedeutender Prominenten des künstlerischen Verkehrs und Kämpfer für die Rechte der sexuellen Minderheiten, in der Rolle witziger Heuchler mit Tierköpfen auf abgemagerten Körpern anonymer Holocaustopfer vor. Er macht sich über die Nutzlosigkeit einiger künstlerischer Äußerungen lustig und stellt sie in den Kontrast mit den ernsthaften Fragen der noch vor kurzem, vor allem totalitären Vergangenheit beider Enden Europas.

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Die Besichtigung der ständigen Exposition Jahrhundert der Relativität mit Audioführer geht nun zu Ende, aber Ihr Weg zur Kunst kann weitergehen. Einerseits können Sie sich im Museum für moderne Kunst kurzzeitige Ausstellungen ansehen, und außerdem - verwaltet das Kunstmuseum Olmütz auch Sammlungen der alten Meister, die Sie sich im Erzbistum Museum ansehen können, das fünf Minuten zu Fuß von hier entfernt ist. In der ständigen Exposition zum Ruhm und Lob können Sie wieder den Audioführer nutzen.