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Der romanische Bischofspalast

Der romanische Bischofspalast gehört zu den bedeutendsten romanischen bewohnbaren Bauten in Europa. Dieser Bau war die Residenz des Olmützer Bischofs Jindřich Zdík, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der böhmischen Geschichte im 12. Jahrhundert.

Jindřich Zdík erhielt dank seiner Bildung und auch seinen häufigen Verbindungen zu einflussreichen Kreisen im Ausland, einen breiten kulturellen und politischen Überblick. Sein geistlicher Weitblick ermöglichte es ihm viele kühne Pläne umzusetzen, zum Beispiel die Einführung des Prämonstratenser Ordens in die böhmischen Länder. Bischof Zdík war aber auch Liebhaber der Kunst. Von seinen Auslandsreisen brachte er viele hervorragende Bildhauer, Steinmetze oder Illuminatoren mit, die für ihn in Olmütz bewundernswerte Werke erstellten.

Kommen wir aber zum eigentlichen Palast zurück, dessen Modell wir vor uns sehen. Die Entstehung der Residenz hängt mit dem Aufbau der Kirche des Hl. Wenzels im 12. Jahrhunderts zusammen. Bischof Zdík ließ sich in der Nachbarschaft der Kirche einen Repräsentativpalast bauen, an dem ein kleinerer Kreuzgang mit viereckigem Grundriss und ein Haus für das gemeinsame Leben der Priester lag. Im Jahre 1141 siedelte der Bischof zusammen mit zwölf Kanonikern hierher auf Dauer um. Die Architektur der Residenz hatte in den böhmischen Ländern des 12. Jahrhunderts kein Gegenstück. Der Bischofspalast war ein Stockbau mit viereckigem Grundriss. Das Erdgeschoss diente als Wirtschaftsgebäude. Der erste Stock, wo wir uns jetzt befinden, diente als Repräsentativraum und die Privatresidenz des Bischofs.

Der eigentliche Fußboden war niedriger als der Steg, auf dem wir stehen. Der liegt nun nämlich auf dem gotischen Gewölbe des Kreuzganges, der hier nach den Bränden fast zweihundert Jahre nach dem Tod des ursprünglichen Erbauers, dem erwähnten Bischof Zdík, errichtet wurde.

An den Wänden können wir manchmal eingeritzte Aufschriften oder Zeichnungen finden, was nicht das Werk neuzeitiger Halunken ist, sondern sie stammen von mittelalterlichen Schülern, denn ein Teil des Palastes diente auch als Schule.